Wanderfahrt auf dem oberen Neckar

Freizeitruderer gehen auf dem oberen Neckar auf Wanderfahrt

Alles war seit Wochen organisiert, die „Naspa Comfort“ und „Mainblitz“ nebst Zubehör bereits am Vortag auf dem Hänger verstaut. Am Mittwoch, den 10.Mai 2023 bestiegen Erhard, Frank, Gerhard, Klaus,  Norbert, Sabine und Ute den Vereinsbus, um die Boote zum Cannstatter Ruderclub, dem Start der Wanderfahrt, zu bringen. Helmut, Johannes, Manuela und Robert machten sich im PKW auf den Weg und Matthias kam am Abend aus Richtung Freiburg dazu. Ein reibungsloser Anfang, so könnte es weiter gehen – wenn jetzt nur die Wettervorhersage einmal unrecht hätte

Flott ging es Richtung Süden, jedoch kurz vor dem Cannstatter Vereinshaus wurde es richtig spannend: die Straße wurde immer enger und verwinkelter. Aber Erhard manövrierte uns souverän durch alle Engstellen und wurde bei Ankunft mit verdientem Lob bedacht. Gleich wurden die Boote abgeladen und für den nächsten Tag fertig gemacht. Und schon ging es direkt wieder zurück in nördlicher Richtung nach Lauffen, wo wir im malerisch direkt am Neckarkanal gelegenen „Gästehaus Schenk“ für die nächsten drei Tage Quartier nahmen.

Ein zügiger Check-in und wir machten uns nach der Anleitung unserer Wirtsleute auf den Weg zum Restaurant „Dächle“: „Isch gonz oifach. Iber dih große Brigg, nochat rechts bis zur Aral und nochat noamol links de Berg nauf“. Das klang einfach, aber unser erster Versuch endete in einer Sackgasse. Beim Hotel gibt es nämlich zwei ähnlich große Brücken. Obwohl wir uns an diesem Tag noch gar nicht sportlich betätigt hatten, blieb von den stattlichen Portionen kaum etwas auf den Tellern zurück, so gut schmeckte es uns. Ein dickes Kompliment ging an Frank, der dieses Juwel schwäbischer Kochkunst entdeckt hatte.

Am Donnerstag (11.5.) konnten wir so lange vorwurfsvoll gen Himmel schauen, wie wir wollten – das Wetter wurde nicht besser. Wir mussten aber los, denn heute waren 23km zurückzulegen und vielleicht würde der Regen ja bald aufhören…
Nach der Klärung der üblichen Fragen „in welche Richtung geht´s“ und „wie herum müssen wir hier die Skulls einlegen“ legten wir in Bad Cannstatt ab und erreichten schon nach kurzer Zeit die erste Schleuse in Hofen. Die sehr kurze Wartezeit bis zur Einfahrt hellte unsere Stimmung sofort auf und die Schleusung war wieder aufregend, obwohl wir im letzten Jahr schon reichlich Erfahrung gesammelt hatten. Bereits nach etwa 20 Minuten durften wir die Fahrt fortsetzen. Auch die nächste, Aldingen, war spannend, aber nach einem kurzen Brotzeitstopp lagen noch zwei weitere vor uns – leider mit längeren Wartezeiten. Der Regen hörte an diesem Tag tatsächlich auf, allerdings erst etwa zwanzig Minuten vor dem heutigen Ziel und alle waren froh, beim Marbacher Ruderverein angelangt zu sein und nach einem Kurzbesuch im schönen Biergarten daneben den „Heimweg“ nach Lauffen anzutreten. Heute hatten wir uns das Abendessen im „Dächle“ verdient!

Am Freitag (12.5.) erwartete uns mit 31km die längste Teilstrecke und … endlich …  sommerlich waren die Temperaturen noch nicht, aber es war zumindest trocken und mild.
Welche Kulisse sich uns jetzt bot!! Auf dem sehr kurvenreichen Abschnitt passierten wir steile Weinbergterrassen und wildromantische Natur und beobachteten einige Winzer bei ihrer beschwerlichen Arbeit auf den steilen Terrassen. Jetzt tauchte plötzlich ein Helikopter auf und nebelte die steilen Weinbergsterrassen mit Spritzmittel ein und uns gleich mit. Sprint! Nichts wie weg!
Kurze Zeit später, etwa auf halber Strecke,  erwartete uns unser „Serviceteam“ am Ufer, wo wir uns sogleich die warmen Leberkäsesemmeln, Essiggurken und Erfrischungsgetränke schmecken ließen.

Drei Schleusen waren heute zu passieren und die Spannung dabei war mittlerweile definitiv verflogen. Wir fragten uns, wie viel Zeit wir wohl heute noch in Warteposition würden dümpeln müssen und warum es keine Rollsitze gibt, die zur menschlichen Anatomie passen. Das Sitzen wurde allmählich zur Tortur.
Zweimal kamen wir recht zügig durch, aber man kann nicht immer Glück haben; an der letzten Schleuse erfuhr „Flottenchef“ Helmut am Telefon, dass etliche andere Schiffe Vorrang hatten. Da war unsere gute Laune schlagartig trüber als das Neckarwasser! Wie gut, dass das Team im Vierer davor den Ausstieg zur Bootsschleppe entdeckt hatte. Aber leider war sie außer Betrieb. Was sollen wir tun? Zwei Boote ein paar hundert Meter weit schleppen oder eine Stunde vor der Schleuse dümpeln? Wir schleppten!
Trotz allerbesten Ruderwetters waren wir erleichtert, als wir unser heutiges Etappenziel, den Lauffener Ruderclub, erreichten, von dem aus einige den Weg zum Hotel zu Fuß antraten.

Der Samstag (13.5.) war morgens ziemlich frisch, aber wenigstens trocken. Nach einem letzten Frühstück traten wir die letzte Etappe an. Bis Bad Wimpfen, dem Ende unserer Wanderfahrt, waren es ungefähr 25km und vier S**** -Schloisääähhn. Kurz hinter der ersten lag unsere Unterkunft und es gelangen noch schöne Schnappschüsse des Hotels vom Boot aus. Auch die zweite war schnell passiert. Vor uns lag jetzt ein weiteres Highlight der Tour: Die Durchquerung der Heilbronner Altstadt auf dem Wilhelmskanal mit manueller Schleusung.
Nachdem wir in den Altarm des Neckars bzw. den Kanal eingebogen waren, pausierten wir kurz bei der Heilbronner Rudergesellschaft, um deren großzügigen und geschmackvollen Neubau zu bestaunen. Während der Weiterfahrt in Richtung Innenstadt glitten wir dann in der Ruhe des verträumten Wilhelmskanals an gepflegten Wohnblocks vorbei, bis plötzlich zwei lärmende Party-Flöße auftauchten. „Wenn die uns jetzt rammen wollen, dann versenken wir sie mit unseren Bootshaken“. Zur Schlacht kam es nicht, denn man prostete uns nur freundlich zu.
Leider war nach etwa 1,5km kurz vor der Hotelinsel der Ausflug zu Ende. Unsere „Landcrew“ informierte „Flottenchef“ Helmut, dass die manuelle Bedienung der Schleuse problematisch wäre und wir umkehren sollten. So fuhren wir auf dem malerischen Kanal zurück und bogen bald wieder in den begradigten Hauptarm des Neckars ein.

Nach einer gefühlten Unendlichkeit auf diesem drögen Abschnitt kam endlich die letzte Schleuse. Erfreulicherweise durften wir gleich in die Kammer und, nachdem sich die Tore öffneten, erwartete uns endlich wieder „der schöne Neckar“. Auf den letzten Flusskilometern erfreuten wir uns noch einmal an Steilhängen und üppigem Grün, ehe wir die majestätische Silhouette der Bad Wimpfener Altstadt erblickten.

Bei kräftiger Strömung legten wir an und wurden sogleich von einer jungen Ruderkameradin herzlich begrüßt und zu Würsten, Kaffee und Kuchen eingeladen, denn es wurde ein Fest gefeiert. Bei einem solchen Angebot waren die Boote in Rekordzeit an Land und wir genossen gerne die Gastfreundschaft der Bad Wimpfener Ruderer. Gut gestärkt wollten wir uns bald auf den Heimweg machen, mussten jedoch noch eine kurze unvorhergesehene „Trainingseinheit“ einlegen: Unser Bus wollte nicht gleich anspringen und musste erst angeschoben werden. Doch bald ging es über die Autobahn zügig heim nach Flörsheim.

„Schön war es wieder“, waren sich alle Wanderfahrer einig. „Wie wäre es nächstes Jahr mal mit der Mosel?“
 

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